Alia auf dem Teppich

Mittwoch, 8. Dezember 2010

Wir sind gut 230km von Bandar-Abbas entfernt und langsam wird es Zeit für uns an der Küste entlang zurück zu fahren. Doch bevor wir uns auf den Weg machen, spazieren wir noch am Strand entlang und Alia  besteht endlich ihr Seepferdchen Abzeichen mit Bravur. Nach etwas zögern holt sie in perfektem Hundeschwumm jedes Stöckchen welches wir in die ruhige, tiefe See werfen! J (Wurde nach 2 Jahren nun auch mal endlich Zeit)

Nach dem befüllen der Wasser- und Benzintanks wollen wir unsere Rials wieder zurück in Dollars wechseln. Der Bankmanager versucht sein möglichstes, telefoniert mit zig-verschiedenen Leuten, doch mehr als 100$ sind nicht zu bekommen. Erst mal besser als nichts und vielleicht ergibt sich noch eine Gelegenheit in Bandar-Abbas die restlichen Rials zu tauschen.

Zum Abschied möchten wir unserem Helfer Abdullah ein kleines Präsent übergeben. Wir parkieren beim Polizeiposten wo wir ihn kennen gelernt hatten und rufen ihn an. Er sei in 15 Minuten dort klingt es aus dem Hörer und tatsächlich, 10 Minuten später kommt er schon auf seinem Motorrad daher gefahren. Kurzerhand lädt er uns zu sich nach Hause ein. Seine Frau begrüsst uns herzlich und schon wird Tee serviert, gefolgt von Hühnchen mit Reis vom Vorabend. Zum Dessert gibt’s frische Früchte nach Wahl. Nun sollen wir zur Verdauung das Haus seiner frisch verheirateten Tochter kennen lernen. Und da erwartete war einfach der Wahnsinn. Gemäss lokalem Brauch wird das Schlafzimmer kurz nach der Hochzeit mit x- hundert Spiegeln, Lametta und viel Bling Bling verziert. Kein Platz an den Wänden oder der Decke bleibt leer, spiegelt oder blinkt nicht. Dies natürlich nicht auf immer und ewig, aber trotzdem ist der Anblick einfach crazy!

Auf dem Rückweg zu Abdullah treffen wir noch seinen Bruder, er ist gerade sein Haus am renovieren und bittet uns natürlich alle zu sich herein. Doch wir sind in Eile, Abdullah weiss wo unser Dodge frisches Motorenöl bekommt und abgeschmiert gehört er auch schon lange wieder. Der erste Shop hat leider gerade Mittagspause, kein Problem, es gibt noch einen anderen. Und tatsächlich, wir können gleich über die Grube fahren und der Mechaniker stürzt sich direkt in die Arbeit, im wahrsten Sinne des Wortes und zwar 6 Treppenstufen runter in die Grube…er muss sich erstmal 10 Minuten hinlegen, sein Rücken schmerzt aber sonst ist ihm zum Glück nichts passiert.

Damit ihm nicht noch ein Unglück geschieht erkläre ich, dass er bloss nicht an den Baseballschläger kommen solle, da sonst die 50kg schwere (wegen dem Ersatzreifen und dem vollen Duschsack) Motorhaube runterrauscht. Der Mechaniker bedankt sich herzlich für meinen Tipp 😉

Der passende Öl-Filter sei leider nicht verfügbar, aber immerhin gibt es 5,5L frisches 20W50 Motorenöl. Das Abschmieren der Gelenke geht nach meinen Anweisungen auch schnell über die Bühne. Zum Schluss noch das Öl des Luftfilters getauscht (Ölbadluftfilter sind im Iran wohl eher eine Seltenheit) und schon sind wir fertig. Die Rechung bitte… gibt es natürlich wieder einmal keine… Abdullah hat das hinter unserem Rücken geregelt!

Zurück bei Abdullah zu Hause bekommt Alia eine ganz grosse Ehre. Sie darf mit ins Haus. Nein, nicht nur mit in den Vorgarten, sie darf sogar mit in die Stube. Wow, wir sind echt baff, aber heilfroh dass sie nicht im heissen Auto warten muss. Zur Krönung bekommt unser Hund auch noch den rest Hühnchen, welches sie in vollen Zügen runterschlingt. Mit vollem Bauch liegt sie sich dann in voller Länge auf den heiligen Teppichboden und döst. Währenddessen hole ich die schmutzige Wäsche aus dem Auto, wir dürfen die Waschmaschine von unseren Gastgebern nutzen. So langsam wird es nun Zeit für uns aufzubrechen. Aber diese Rechnung haben wir ohne Abdullah gemacht und schon sitzen wir mit Ihm und seiner Tochter im Restaurant. Das kommt davon, wenn man sich im Iran kurz bei jemanden der ihm geholfen hat bedanken will. Keine Chance irgendetwas zurückzugeben…Mit vollen Bäuchen haben wir es dann doch noch geschafft uns von Ihnen zu verabschieden und verabreden uns auf Morgen früh um unsere Wäsche abzuholen.

Schreibe einen Kommentar