Drehtag

Samstag, 4. Dezember 2010 

 Heute ist Drehtag! Susanne hat schon die ganze Woche an einer Geburtstagsüberraschung für Ihre Mutter und deren Zwillingsbruder herumstudiert. Es soll eine lustige Videoaufzeichung mit uns als Engel und Teufelchen werden. Wir finden einen ruhigen Platz für die Aufnahme, nur der Wind blässt zwischenzeitlich so stark das von unserer Stimme nicht mehr viel zu hören ist. Nach einigen Probeaufnahmen und dutzenden von Take-Outs haben wir das Ding im Kasten. Nur… wie bringen wir 450MB 16:9 HD Aufzeichung innerhalb von 24 Stunden in die Schweiz? Wir entscheiden uns den Film auf eine bescheidene 320x240Pixel Auflösung zu komprimieren und hoffen die nun verbliebenen 10MB möglichst Störungsfrei auf unseren Webserver hochladen zu können. Wir fahren zig-male kreuz und quer durch D’Arab auf der Suche nach einem Internet Cafe, doch es lässt sich keines ausfindig machen. Zufälligerweise sehen wir ein Hotel und lassen unser Laptop nach einem unverschlüsselten W-Lan suchen – und Bingo! Wir sind drin! Die Internetverbindung ist ausgesprochen schnell für Iranische Verhältnisse und nach 15 Minuten haben wir die Datei auf unserem Server. Nun geht es ab Richtung Bandar-Abbas  Es sollten endlose 300km fahrt werden… Die Strasse zieht sich Quer durch Wüste und Gebirge, hoch auf 2500Meter und dann wieder runter. Zum Schluss steht uns noch ein extremer Anstieg bevor, hunderte von Lastwagen kriechen im kleinsten Gang den Berg hoch. Immer wieder müssen wir diesen hinterher kraxeln da die Fahrbahn einspurig wird. Unser Dodge hat heute auch nicht seinen besten Tag, bei normaler Fahrt ist alles Tipp-top, aber das Starten artet immer öfters in einer Orgelorgie aus, auch beim verlangsamen und runterschalten in den 2ten Gang geht gerne mal der Motor aus und lässt sich nur widerwillig wieder in Schwung bringen. Auf dem Berggipfel kommt es dann wie es kommen musste… Wir müssen so langsam hinter der Lastwagenkolonne herschleichen das der Motor ausgeht. Ich entschliesse erstmal rechts ran zufahren, so gut wie es eben geht und öffne die Motorhaube. Als erstes wird ein neuer Benzinfilter eingebaut, der alte ist sicher schon Steinalt. Zur Sicherheit schalte ich noch auf den Original Benzintank um siehe da… wir sind wieder unterwegs! Wirklich jeder zweite Fahrer der entgegenkommenden Kolonne Hupt laut und Winkt uns zu. Wir kommen uns vor wie verlorene Helden die zurück nach Hause kommen. Gut 60km vor Bandar-Abbas wollen wir noch ein letztes Mal stoppen. Wir sind mal wieder seit 8 Stunden unterwegs und es wird auch schon wieder dunkel. Wir fahren rechts ran und der Motor geht wieder aus. Bevor wir so an einer Kreuzung mitten in der Stadt stehen bleiben, mache ich mich nochmals auf die Suche nach dem Problem. Unsere Kerzen haben schon bald 30’000km auf dem Buckel und nun ist sicher nicht der schlechteste Moment die auszutauschen. 20 Minuten später sind alle 8 an ihrem Ort und es geht weiter… Die Kilometer ziehen sich hin – wo soll hier ein Hafen und geschweige unser Meer sein.

Die Distanzangaben sind zum heulen… noch 20km steht gross auf den Schild stehen… eine halbe Stunde später ist die Stadt noch immer nicht zu erkennen. Doch dann, endlich: Welcome to Bandar-Abbas 😉 gleich beim Bahnhof sehen wir einen beleuchteten Park mit etwas Wiese drumrum. Das wird unser Stellplatz, der Wassertank wird für den Abwasch und eine warme Dusche gefüllt. Es kommen wenige Interessierte noch vorbei, sogar der Projektleiter und Designer des Parks war noch in der Nähe und fragt ob wir Hilfe brauchen. Brauchen wir nicht, alles bestens! Heute wird mal wieder Nachhause Telefoniert, eine alte Diesellok wummert an uns vorbei und dann ist schon wieder Zeit für’s Bett.

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